Der Bezirksverband Oberfranken für Gartenbau und Landespflege hat Vertreterinnen und Vertreter aus acht verschiedenen Obst- und Gartenbauvereinen und Dörfern ins Gemeinschaftshaus nach Oberleiterbach eingeladen, um für die Umwelt engagierte Bürgerinnen und Bürger mit jeweils 300,00 Euro und einer Urkunde auszuzeichnen. Neuerdings findet die Auszeichnung alle 2 Jahre statt, da sich nicht immer genügend Bewerber finden lassen. Die Auszeichnung hatte vor nahezu 20 Jahren der damalige Kreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege, Christian Kreipe, ins Leben gerufen. In dieser Zeit haben zahlreiche Dörfer ihre ökologischen Strukturen aufgewertet und dadurch auch die Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner verbessert.
Bevor es zur Preisverleihung ging, durften sich die Teilnehmer der Veranstaltung zunächst ein Bild vom "Energiedorf" Oberleiterbach, Markt Zapfendorf, bei einem Rundgang machen. Harald Hümmer, der Erste Vorsitzende des Gartenbauvereins, präsentierte den Neubau eines Blockheizkraftwerkes neben dem Feuerwehrhaus. Hier werden in einem Jahr 900.000 kW mithilfe einer außerhalb des Dorfes liegenden Biogasanlage in der Hackschnitzelheizungsanlage erzeugt. Als Erosionsschutz werden neben Mais auch Luzerne, Durchwachsene Silphie und die Veitshöchheimer Hanfsaat verarbeitet. Eine E-Tanksäule spendet Energie für E-Autos. Viele alte Fachwerkhäuser wurden bereits renoviert und werden noch umgebaut, innerhalb des Dorfes wurden Bauflächen geschaffen, neue Toreinfahrten für bäuerliche Anwesen, die stilvoll neu gepflastert wurden, freie Blühflächen zwischen Bebauungen, Blumenschmuck, neue Wege, die die Häuser verbinden, Ufer-Freilegungen, Renaturierung und Hochwasserschutz am Leiterbach, der den im Tal liegenden Ort durchfließt. Ein Regenrückhaltebecken ist geplant. Vor den renovierten Häusern stehen informative Tafeln mit Fotos und Geschichte des früheren Zustandes.
Besonders stolz sind die Oberleiterbacher auf das Gemeinschaftshaus und die Verlegung des Dorfplatzes um das Gebäude herum. Der angrenzende Spielplatz, der ebenso in Eigenleistung des Gartenbauvereins angelegt wurde, dient den Dorfbewohnern als Fest und Feierplatz, wie es Angela Hennemann erläuterte.
Den "Höhepunkt" des 260 Einwohner starken Dorfes bildet jedoch die auf einer kleinen Anhöhe liegende Kirche St. Laurentius, die auch am Jakobsweg zwischen dem 12 km entfernten Staffelberg und Bamberg liegt. Im Kirchgarten wurde die Gruppe von Frau Metzner empfangen, die auf die Grabstätte des Einsiedlers Ivo Hennemann vom Staffelberg hinwies, der durch das "Frankenlied" des fränkischen Dichters Viktor von Scheffel berühmt wurde. 2016 ist der Kircheninnenraum in einer solidarischen Gesamtleistung der Bevölkerung mit Architekten und Handwerkern renoviert worden. Zur Einweihung reiste Bischoff Schick aus Bamberg zwei Mal an, um die Restaurierung bei der Kirchweihe 2017 zu feiern, bei der, wie im gesamten Dorf eine gelungene Verbindung von Tradition und Moderne erreicht wurde. Hier wurden schwarze Platinplatten im Kircheninneren angebracht, die die barocken Heiligen-Skulpturen noch besser zum Ausdruck brachten. Im Jubiläumsjahr 2017 fanden zahlreiche Veranstaltungen im Dorf statt, bei denen großzügige Spenden gesammelt wurden, die auch der Kirche zu Gute kamen.
Bei Kaffee und Kuchen stärkten sich die Veranstaltungsteilnehmerinnen und -teilnehmer an herbstlich geschmückten Tafeln im Gemeinschaftshaus. Gudrun Brendel-Fischer begrüßte die Gäste und warb für die Neubesetzung des Geschäftsführers des Bezirksverbands Oberfranken für Gartenbau und Landespflege. Nach Grußworten des Bürgermeisters des Marktes Zapfendorf, Volker Dittrich, und des Landrats Hans-Jochen Kalb ging es an die Preisverleihung.
Landkreis Bamberg: Oberleiterbach, Markt Zapfendorf
Der Gartenbauverein ist der Motor der Dorferneuerung und beim Wettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft". Hier gab es den Preisgewinn in Gold beim Bezirksentscheid 2017. Der Gartenbauverein ist die "grüne Eminenz" im Ort. Er kümmert sich um acht Streuobstflächen. Blühwiesenflächen werden ausgesät und gepflegt. Hervorzuheben ist, dass man sie im privaten wie im öffentlichen Bereich findet. Hierzu werden Patenschaften von Anwohnern für kleinere öffentliche Grünflächen von einem Beauftragten des Gartenbauvereins organisiert. Eine ehemalige Trafostation wurde als Tierhotel ausgestattet. Bei einer Jugendaktion entsteht ein Insektenhotel und kleine Insektennisthilfen wurden gebastelt. Die Regierung von Oberfranken bietet das Biodiversitätsprojekt "Fränkisch verwurzelt" an. Hier ist der GBV Oberleiterbach auch dabei! Es war eine Selbstverständlichkeit, dass die Vogelschutzhecke, der Spielplatz und der Hochwasserschutzwall mit heimischen Gehölzen bepflanzt wurden. Ein Workshop führt in die Möglichkeit ein, bei der Verpachtung von landwirtschaftlichen Flächen ökologische Bewirtschaftungsrichtlinien zu verankern.
Landkreis Bayreuth : Obst- und Gartenbauverein Trockau, Stadt Pegnitz
Der Verein ist erst acht Jahre alt und ist schon kräftig aktiv geworden: Ein aufgelassener Schrebergarten wurde zum öffentlichen Vereinslehrgarten umgewandelt. Gemeinsam wurde die Gestaltung unter den Mitgliedern ausgearbeitet. Blühende Stauden sind hier dominierend. Neben klassischen Elementen wie dem Hochbeet mit Gemüse und den Wein- und Obstspalieren gibt es eine vielfältige Kräuterecke und als Ökozelle einen Wassergarten. Der Garten ist neben der Autobahnkirche gut zugänglich und steht Besuchern offen. Daneben ist der Verein im Ort aktiv, er pflegt z.B. blütenreiche Staudenbeete an der Kirche.
Landkreis Coburg: Gartenfreunde Stöppach, Gemeinde Untersiemau
Die Mitglieder im noch jungen Verein, den Gartenfreunden Stöppach, haben sich schon sehr für ihr Dorf engagiert. Dies gipfelte im Jahr des Jubiläums 700 Jahre Stöppach. Maßnahmen zur Verbesserung von "Grün im Dorf", "Natur erleben" und "Lebensraum Dorf" wurden durchgeführt. Die Maßnahmen sind schön in einem Luftbild dargestellt: Das Insektenhotel ist eine wesentliche Verbesserung der Situation für solitär lebende Wildbienen. Bepflanzungen mit heimischen Sträuchern führten zur Bereicherung des Blütenangebots. Für die Insekten spendieren die eingesetzten Zwiebeln der Frühblüher erste Nahrung. Neben den reichblühenden und Insekten bewirtenden Sträuchern wie Kornelkirsche, Felsenbirne, Holunder und Sommerflieder bereichert eine Blühfläche das Angebot.
Landkreis Forchheim: Obst- und Gartenbauverein Eggolsheim, Markt Eggolsheim
Der Obst- und Gartenbauverein Eggolsheim legte seit 2003 einen 2.500 m² großen Obstgarten an. Viele im Verein haben hier ihr Herzblut hineingegeben. Es ist ein Eldorado für Obstfreunde. Sie können hier allen Obstarten und Erziehungsformen begegnen, es bleibt kein Wunsch offen. Für den Blütenflor interessieren sich die Bienen. Ein Insektenhotel fördert auch die Wildbienen, die wesentlich zur Bestäubung beitragen. Ein großer Schwerpunkt ist auf das Wildobst gelegt, wobei sich für Haselnuss, Sanddorn, Haferschlehe, Holunder und Eberesche nicht nur die Aktiven aus dem Verein, sondern auch die Vögel interessieren. Erhaltung der Biodiversität ist auch Sortenerhaltung. Hier hat der Verein schon 50 Birnenunterlagen aufgepflanzt. Weil alte Birnbäume für ein Baugebiet weichen müssen, werden hier die Reiser aufgepfropft und so die Sorten erhalten. Eine Blumenwiese rundet das Angebot ab. Eine große Fläche von immerhin 150 m² stand hierzu zur Verfügung und wird das Angebot für Bienen und Wildbienen noch erhöhen. In diesem Garten begegnet man der Natur, aber auch der Obstkultur in seinem ganzen Reichtum.
Landkreis Hof: Obst- und Gartenbauverein Zedtwitz
Der Obst- und Gartenbauverein Zedtwitz hat sich zum Ziel gesetzt, sich mit allen seinen Mitgliedern für die Belange der Natur einzusetzen. Dies wird besonders erkennbar bei der naturnahen Pflege der Pflanzstellen im öffentlichen Grün, wo sich der Verein engagiert. Streuobstwiesen und Obstalleen mit mehr als 200 Bäumen wurden angelegt. Ein besonderes Projekt war die Umgestaltung einer gemeindlichen Wasserfläche zum Biotop. Auch hier wurde eine Obstwiese mit immerhin 50 Bäumen angelegt. Auch der Kinderspielplatz ist im Fokus des Vereins: Als Randbepflanzung zu den Nachbargrundstücken wurden heimische Sträucher gepflanzt. Weitere Aktionen fördern die heimische Vogelwelt. Hier sind die Kinder der Ortschaft mit einbezogen, sie lernen dabei, dass es sich lohnt, etwas für unsere Natur zu tun.
Landkreis Kronach: Obst- und Gartenbauverein Effelter
Der Ortsname Effelter kommt vom Apfelbaum, hier wird sogar eine Apfelkönigin gekrönt. Der Apfel spielt dann auch bei den Aktionen des Gartenbauvereins eine große Rolle. Dass dabei auch die Ökologie von Bedeutung ist, ist selbstverständlich. Eine Obstwiese entsteht durch die Pflanzung von Baby-Bäumen. Jedes Neugeborene erhält vom Verein einen Apfelbaum, der auf dieser Wiese gepflanzt wird. Eltern und Kinder übernehmen die Patenschaft für diesen Baum. Die Bäume sind gewachsen, sie prägen inzwischen den Eingang zum Dorf. Der Verein hat auch seinen Blick auf die großen Linden im Dorf gerichtet und kümmert sich um ihren Erhalt. Er hat einen Lehrpfad zur Natur rund um Effelter angelegt, zu dem natürlich auch ein Insektenhotel gehört. Bei der Ausbildung zum zertifizierten Obstbaumpfleger auf oberfränkischer Ebene waren drei Teilnehmer aus Effelter dabei, so wird auch die fachgerechte Pflege für die Zukunft sichergestellt sein. Diese ist auch auf der Obstwiese nötig, wo zum Erhalt der aussterbenden Kernobstsorten aus dem Biodiversitätsprojekt der Regierung von Oberfranken entsprechend Bäume gesetzt wurden. Auch diese liegen im Arbeitsbereich des Obst- und Gartenbauvereins Effelter.
Landkreis Kulmbach: Gartenbauverein Grafengehaig; Markt Grafengehaig
Der Gartenbauverein Grafengehaig ist noch jung, er wurde 2001 als 500. GBV in Oberfranken gegründet. Der Gartenbauverein ist immer wieder aktiv, um das Ortsbild ökologisch aufzuwerten. Im Kirchhof wurde eine Trockenmauer errichtet und vielfältig hinterpflanzt, ein Blüten-Angebot und Rückzugsgebiet für Tiere. Im Friedhof wurde eine Allee mit Zierkirschen angelegt. Hier wird ein Zeichen gesetzt, dass nicht Nadelbäume den Friedhof dominieren müssen. Auch die Kinder werden an das Engagement für die Artenvielfalt herangeführt: Zum Beispiel Insektenhotel: Die Erwachsenen kümmerten sich um den Rahmen, die Kinder haben die Ausfachungen gefüllt. Große bleibende Erfahrungen gewinnen die Kinder, wenn sie sich einmal ansehen, was für Lebewesen alle im Wasser vorkommen. Eine entsprechende fachkundige Exkursion rief Begeisterung hervor. Um beim Wasser zu bleiben: Auch Trinkwasser ist für alle wichtig. Die "Naturkids" haben sich die Fassung und Behandlung im Wasserwerk angesehen. Der Besuch beim Imker führt in die Wunderwelt der Biene ein, die ja nicht nur Honig spendet, sondern auch die Obstbäume und viele Blühpflanzen bestäubt.
Landkreis Fichtelgebirge: Gartenbauverein Thierstein, Markt Thierstein
Die Bürger Thiersteins legten in den letzten Jahren in weitgehender Eigenleistung einen Mehrgenerationenpark an. Dabei hat der Gartenbauverein kräftig mitgemischt. Heimische Sträucher und Bäume wurden gesetzt, sie dienen als Vogel- und Insektennährgehölze. Kinder werden hier ungiftige Beeren und Nüsse zum Naschen vorfinden. Wilde Ecken sind ein Refugium für diverse Tierarten. Der Gartenbauverein pflanzte am Marktplatz trockenheitsverträgliche Blütenstauden, die Nahrung für Insekten bieten. Der Rückschnitt erfolgt erst im Spätwinter, um überwinternde Insekten zu schonen. Auch für die Pflege hat sich der Gartenbauverein angesagt. Die Mitglieder des Gartenbauvereins betreuen eine große Obstwiese am Ortseingang. Dies ist nur ein Beispiel für Streuobstpflanzungen, die es um Thierstein reichlich gibt. Sie werden bei Konfirmandenbaumpflanzungen immer noch bereichert. Ein besonderes Highlight in diesem Jahr war der Naturerlebnistag für Kinder und Jugendliche, den der Gartenbauverein zusammen mit dem Kreisverband stemmte. Auf einem Anwesen inmitten von artenreichen blühenden Wiesen durften die Kinder in Begleitung der Erwachsenen Pflanzen und Tierarten erforschen und lernten so die Wichtigkeit einer artenreichen Landschaft für den Artenerhalt kennen. Es wurden Herbarien angelegt und Kräuterpizza gebacken. Es zeichnet sich auch die Gründung einer Jugendgruppe beim Gartenbauverein im nächsten Jahr ab.
Foto und Text: Karin Söllner